Ein Wandersegelflug für Juli 2024 war schon lange im Visier unserer beiden engagierten Segelfluglehrer Adi Steiner und Andreas Brandner. Nachdem die Wetterlage Ende Juli vor allem im Westen nicht vielversprechend aussah, gings los in Richtung Osten.
Für den ersten Leg nach Békéscsaba sah es in der Früh des 21. Juli dank des dicken Nebels auch nicht gut aus. Nachdem die Wolkenbasis aber sichtbar wurde, überquerten die beiden zuerst die östlichen Ausläufer der Alpen, um dann den Plattensee südlich zu umfliegen. Nach dem Schlepp mit der gut motorisierten Zlin aus Békéscsaba wurde die Thermik aber immer schwächer, bis in der Nähe des Theiß-Sees eine größere Ehrenrunde geflogen werden musste, um Aufwind zu finden. Am Flugplatz Hranice angekommen gab es dann eine kleine Überraschung: Andi und Adi wurden vom ehemaligen Weltmeister Petr Tichy in Empfang genommen. Von hier aus wurde außerdem das nächste Segment entlang der polnisch-tschechischen Grenze bis nach Rothenburg/Görlitz in Deutschland geplant.
Nach diesem Flug entlang des Grenzgebirgszuges - oder sagen wir eher Grenzhügelkette - war der riesige ehemalige Militärflughafen aus Soviet-Zeiten in Rothenburg nicht zu übersehen. Die gigantischen Hangartore, in dessen Beisein man Andi kaum noch erkennen kann, sowie der rustikale Tower lassen die Dimensionen der Anlage nur erahnen. So einzigartig der Flughafen auch war, das Wetter am nächsten Tag lies keinen Start zu. Nach einem Ruhetag wurden die Reisenden am 25.07. in ihrem Duo Discus per Windenstart in weniger als einer Minute in eine Höhe von 1050m AGL katapultiert. Der folgende Flug nach Aalen-Eichingen war mit 472 km auch der weiteste Leg des Abenteuers.
Der Flug zurück nach Österreich, genauer nach Reutte-Höfen konnte wegen der schwierigen Wetterverhältnisse nur unter Einsatz des Hilfsmotors bewältigt werden. Während des finalen Fluges zurück nach LOLG entlang des bekannten Alpenkamms waren die Fluglehrer der hereinbrechenden Front teilweise nur Minuten vorraus, schafften es aber dennoch nach einem mehr als 5-stündigen Flug wie geplant in LOLG anzukommen, wo sie direkt mit einem Wassereimer begrüßt wurden. So sind sie der Nässe wohl doch nicht entkommen.
Die aufgezeichnete Reise ist unter weglide.org zu finden.
„Weil sie wo hinkommen wollen“ sagen sie, die Motorflugpiloten in unserem Verein. Darum fliegen sie (zumindest manche davon). Nun gut, als passionierter Segelflieger kann man das vielleicht noch verstehen. Die Strecke ist ja für uns auch nicht unwichtig, wenn auch dann das dort sein eher nebensächlich ist. Trotzdem möchte man ja seinen Horizont, nicht nur durch den Flug in größeren Höhen, sondern auch halt sonst so erweitern. Deshalb, und aus Gründen der Aufwandsminimierung, entschieden sich drei mehr oder weniger fähige (der Autor zählt sich hier eher zu den Letzteren), mit enormen Selbstvertrauen ausgestattete Piloten dazu, dies mit unseren Segelflugzeugen auch zu versuchen.
So packten Adi Steiner, Andreas Brandner und ich, Albin Steininger, je nach Flugzeugtyp und persönlichem Bedarf allerhand oder eben auch nur das Mindeste zum Überleben in unseren Duo Discus und den Discus CS. Ob der guten Wettervorhersage wurde als Ziel für den Abend zunächst St. Johann in Tirol auserkoren – mit Sicherheit eine wohlüberlegte Vorgehensweise, vor allem wenn man bedenkt, dass mein bisher westlichster Umkehrpunkt im Alleinflug irgendwo in der Nähe von Eisenerz lag …
Überraschenderweise schaffte ich es aber tatsächlich bis St. Johann – lediglich halt das im Pongau. Dort angekommen einigten wir uns dann über Funk darauf doch umzukehren und gemeinsam, mit dem vom Arlberg kommenden Duo, wieder Richtung Osten, also Heimat zu fliegen. Ungefähr bei Trieben entschied ich mich ob meiner enormen Heimkehr-Erfahrung aus dem Ennstal auf die beiden zu warten, um gemeinsam den Sprung Richtung LOLG zu wagen. Jedoch mussten wir diesen Plan aufgrund der schwächer werdenden Thermik glücklicherweise(!) revidieren und entschieden uns für eine Landung im recht fein ausgestatteten Niederöblarn.
Ein bis zwei Kaltgetränke und eine Nächtigung im großzügigen Dreibettzimmer (barrierefrei …) später wurden wir dann auch schon wieder von den örtlichen Schleppmaschinen gen Himmel gezogen. Wegen des fortgeschrittenen Alters der Duo-Piloten und zur Teilnahme und Aufrechterhaltung einer gewissen Brauchtumspflege, wurde als Ziel für den zweiten Tag Micheldorf auserkoren – wohl überlegt mit dem Weg als eigentlichem Ziel. So wurde dieser dann auch entsprechend großzügig gewählt (via Mariazell und Schladming bzw. Rax und Gerlos im Duo) und einer herzlichen Begrüßung entgegengeblickt. Letztere war dann zwar zunächst eher den Temperaturen im Flug des Tagesverlaufs angepasst, aber alle Versorgungs- und Unterkunftsprobleme lösten sich durch die tatkräftige Unterstützung der örtlichen „Legenden“ sprichwörtlich in Luft auf.
Einige Anekdoten und einen kurzen und erfrischenden Schlaf später entstiegen wir dem Nachtlager eines Wohnwagens und durften uns über ein paar Windenstarts freuen. In Ermangelung einer Schleppmaschine (hier sei kurz auf den Vorteil zweier solcher Geräte auf unserem Platz hingewiesen – speziell in Anbetracht von Art und Nutzung desselben) durften wir die Heimreise von der Winde weg antreten. Da ich jedoch über keine entsprechende Startberechtigung verfüge (gerne argumentiere ich hier mit "Wozu?") tauschte Andi freundlicherweise mit mir seinen Platz im Duo und ich durfte mich über einen Duo-Flug freuen.
Wohlbehalten und aufgrund der feinen Flugleistungen mit entsprechend gestärktem Ego, kehrten wir dann wieder mehr oder minder direkt nach LOLG zurück. Nach einem Tag wetterbedingter Pause konnten wir unseren Versuch des Wandersegelflugs mit einem „Lokalflug“ mehr als erfolgreich abrunden.
Insgesamt bewegten wir in den vier Tagen die beiden Fluggeräte somit fast 50 Stunden höchst erfreut durch die Lüfte. Zudem können wir unseren Fliegern auch definitiv Reisetauglichkeit aussprechen. Nichts desto trotz, auch wenn uns die, der Motoflug-Motivation eventuell nahen Erfahrung immense Freude bereitet hat, bleiben wir nicht nur in Anbetracht der Motorflug-Stundentarife gerne unserer Flugsparte treu und freuen uns auf ein nächstes Mal!